Wiedervernässung
Wiedervernässung des Hochmoores Blinklingmoos in Strobl
Die Arbeiten zur Wiedervernässung & Renaturierung des über 20 Hektar großen Hochmoores im Blinklingmoos bei Strobl konnten im Dezember 2020 erfolgreich abgeschlossen werden.
Ziel der umfangreichen Maßnahmen ist, das Hochmoor wieder in seinen Urzustand vor den Eingriffen des Menschen zu versetzen.
Das am Ende der letzten Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren am Südende des Wolfgangsees in einer verlandeten Bucht entstandene Hochmoor Blinklingmoos ist eines der besterhaltendsten Talhochmoore in den gesamten Ostalpen. Obwohl das Moor im Gegensatz zu vielen anderen Hochmooren von einem umfangreichen Torfabbau verschont wurde, führte der Eingriff des Menschen, insbesondere das Ziehen von Entwässerungsgräben, zu einer starken Veränderung dieses speziellen Lebensraumes. Da die landwirtschaftliche Nutzung der Hochmoorflächen schon lange nicht mehr rentabel ist, verbuschte und verwaldete das Moor in den letzten Jahrzehnten zusehends.
Jedoch erkannte man die Einzigartigkeit und Erhaltungswürdigkeit dieses Naturjuwels und der Naturschutz des Landes Salzburg entschloss sich im Jahr 2003 für eine Renaturierung des Hochmoores.
(Foto: M. Camastral)
Umfangreiche Vorbereitungen und Planungen zu den Wiedervernässungsmaßnahmen
Der Ist-Zustand
Zunächst wurde von Fachleuten der Erhaltungszustand des Hochmoores und angrenzender Flächen im Naturschutzgebiet erhoben, hydrologische Messungen durchgeführt und darauf basierend ein Maßnahmenkonzept erarbeitet. Für die Umsetzung der geplanten Maßnahmen musste das Einvernehmen mit den zahlreichen Grundeigentümern hergestellt werden. Dazu wurden große Teile des Hochmoores vom Naturschutz angekauft und der Gemeinde Strobl als Projektträger übergeben. Diese vorbereitenden Arbeiten nahmen viele Jahre in Anspruch, konnten jedoch im Jahr 2018 erfolgreich abgeschlossen werden. Auch die Finanzierung des Wiedervernässungsprojektes mit rund 700.000 EURO wurde durch den Naturschutz im Rahmen von naturschutzbehördlichen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen mit Unterstützung der EU sichergestellt.
Damit war der Startschuss für die Umsetzung des Renaturierungsprojektes gefallen. Von dem Schweizer Planungsbüro Naturplan aus Zürich, die auf Moore spezialisiert sind, wurden mit Unterstützung des geologischen Büros GEOsolutions Dr. Gerald Anthes aus Strobl die notwendigen Detailplanungen erarbeitet. Im August 2019 starteten dann die Arbeiten vor Ort. (Foto: Gerald Anthes)
Entfernung von Bäumen und Sträuchern
Zuerst wurden Bäume, die nicht ins Moor gehören, vor allem Fichten, entfernt. Um die empfindliche Mooroberfläche zu schonen, wurde für den Abtransport und das Einfliegen der benötigten Materialien auch ein Transporthubschrauber der Heli Austria eingesetzt. Die umfangreichen und schweißtreibenden händischen Schlägerungsarbeiten wurden von der Hubert Reindl Wald- und Holzservice aus Abersee durchgeführt, das Holzmaterial in umliegenden Holzwärme-Heizwerken verwertet. Die Wiedervernässungsarbeiten wurden von der Böckl Erdbau und Abbruch GmbH aus St. Gilgen durchgeführt. (Foto: Gerald Anthes)
Spundwände aus Holz und Recyclingkunststoff
Mit speziellen Spundwänden aus Holz und Recyclingkunststoff wurden die zahlreichen alten Entwässerungsgräben abgedichtet. Diese Abspundungen sind bis zu 6 m tief und bis zu 30 m breit. Dadurch kann das Regenwasser wieder im Moor zurückgehalten und der Moorwasserspiegel wieder angehoben werden. Typische Hochmoorpflanzen wie Torfmoose und Sonnentau fühlen sich dann wieder wohl und werden nicht mehr von Bäumen verdrängt. Für die Arbeiten wurde ein speziell adaptierter 18 Tonnen schwerer Bagger mit einem breiten Kettenfahrwerk eingesetzt. Nur so konnte gewährleistet werden, dass der benötigte Bagger nicht im bis zu 9m tiefen Moor versinkt und die empfindliche Mooroberfläche weitestgehend geschont wird.
Trotzdem waren die Arbeiten vor Ort herausfordernd und wurden vom Strobler Baggerführer Gerald Linortner, der schon als Kind viel Zeit im Hochmoor verbrachte, und seinem Team mit viel Einsatz bravourös gemeistert. Im Winter 2019 mussten die Arbeiten witterungsbedingt unterbrochen und konnten im August 2020 nach Ablauf der Schonzeiten für Pflanzen & Tiere im Moor wieder aufgenommen werden. (Foto: Gerald Anthes)
Einstaumaßnahmen im Südteil des Hochmoores, Errichtung von speziellen Durchlässen und eine lokale Anhebung des Bahndammes
Mit den Einstaumaßnahmen im Südteil des Hochmoores und der Errichtung von speziellen Durchlässen und einer lokalen Anhebung des Bahndammweges am bestehenden Aussichtsturm konnten die umfangreichen Arbeiten Mitte Dezember 2020 erfolgreich abgeschlossen werden.
Im Frühjahr erfolgen noch einige Restarbeiten entlang des Bahndammweges.
(Foto: Gerald Anthes)
Bereits während der Umsetzung der Maßnahmen konnte der Erfolg der Wiedervernässung beobachtet werden. Entlang der eingestauten Gräben entstanden schon große Wasserflächen durch den Rückhalt des Regenwassers. Diese Flächen werden von den Torfmoosen und den vielen speziellen Pflanzen im Hochmoor wie dem Sonnentau langsam wieder zurückerobert und wachsen langsam zu. Auch die Tierwelt mit vielen seltenen und streng geschützten Moorbewohnern wird davon profitieren, um die vielen Wasserflächen werden Libellen schwirren. Insgesamt wird durch das Projekt eines der wertvollsten Hochmoore Österreichs für unsere Kinder und Enkel bewahrt.
(Foto: Gerald Anthes)
Natur und Klima profitieren
Die Wiedervernässung hat auch einen Klimaschutzeffekt: Während sich die meterdicken Torfschichten des Moors wegen der Entwässerung jahrzehntelang immer mehr zersetzt haben und dabei viel CO2 freigesetzt wurde, wird diese Prozess nun gestoppt und sogar umgekehrt. Im künftig wieder sehr nassen Moor können abgestorbene Pflanzenteile nicht abgebaut werden und neuer Torf bildet sich. CO2 wird wieder gebunden und das Klima entlastet!
Langläufer werden zwar die idyllische Moosschleife der Langlaufloipe durch das Hochmoor vermissen. Eine Präparierung dieses Abschnittes durch das Hochmoor wird zukünftig durch die Vernässung nicht mehr möglich sein. Aber der Tourismusverband hat vorgesorgt und die Langlaufloipe etwas adaptiert, sie führt nun südlich am Hochmoor entlang.
(Foto: Monika Stockinger)
Die Wanderwege im Naturschutzgebiet entlang des Bahndammweges und des Sees können weiter genutzt werden.
Ein Blick vom Aussichtsturm auf Moor & See lohnt sich!
Aber Vorsicht: die zugefrorenen, verschneiten Wasserflächen seitlich der Wege nicht betreten – hier besteht Einbruchsgefahr!